Je nach Lerntyp lernt man anders
Beim Lernen spielen unsere Sinne (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen) eine wichtige Rolle, denn alles, was wir lernen, nehmen wir über unsere Sinnesorgane auf. Dabei verwenden wir jeweils die Sinnesorgane, die bei uns am besten ausgeprägt sind. Und so kommt es, dass manche von uns am besten lernen, indem sie etwas lesen, Bilder oder Grafiken betrachten, andere, indem sie zuhören und wieder andere müssen selbst etwas aufschreiben oder mit anderen sprechen bzw. diskutieren, um sich etwas behalten zu können.
Die moderne Lernforschung unterscheidet folgende 4 Lerntypen: auditiv, visuell, kommunikativ und motorisch und zwar je nachdem mit welchem Sinnesorgan der Lernstoff in erster Linie aufgenommen wird.
Lernen durch Hören – Der auditive Lerntyp
Der auditive Lerntyp hört am liebsten zu und saugt Informationen mit den Ohren auf. Er kann problemlos mündlichen Erklärungen folgen und sie verarbeiten. Dadurch fällt es ihm besonders leicht zu verstehen, was Lehrer, Dozenten, Seminarleiter etc. sagen und erklären. Zu einem Tafelbild oder einem Diagramm braucht der auditive Typ fast immer eine mündliche Erklärung. Erst dann wird das, was er sieht, für ihn auch stimmig und nachvollziehbar. Auditive Lerntypen können sehr gut mit Hilfe von Hörbüchern, Hör-CD’s lernen. Dagegen bedeutet Lesen für sie oft eine echte Konzentrationsleistung.
Übrigens: Musik kann dem auditiven Lerntyp beim Lernen Flügel verleihen.
Lernen durch sehen – der visuelle Lerntyp
Visuelle Lerntypen verlassen sich beim Lernen in erster Linie auf die Augen. Sie lernen am besten mit Hilfe von (Schau)Bildern, Illustrationen oder Grafiken und indem sie Informationen lesen. Für sie ist es meist ein Kinderspiel, Tafelbilder oder auch komplizierte Diagramme zu verstehen. Sie schreiben gerne mit und erinneren sich besonders an das, was sie selbst gelesen und gesehen haben.
Der visuelle Lerntyp braucht eine schöne und geordnete Lernumgebung. Von Unordnung lässt er sich sehr leicht ablenken.
Lernhilfen: Bücher, Skizzen, farbige Bilder, Mind-Maps, Lernposter, Videos, Lernkarteien
Lernen durch Bewegung – der motorische Lerntyp
Der motorische Lerntyp lernt am besten, indem er selber „tut“ – also Lerning by doing! Er „erarbeitet“ sich den Lernstoff im wahrsten Sinne des Wortes. Er erinnert sich ausgezeichnet an Informationen, die er durch Bewegung, Handeln und Fühlen aufgenommen hat.
Er lernt besonders gut, wenn er sich beim Lernen bewegen kann! Er läuft z.B. im Zimmer auf und ab, während der lernt. Er arbeitet auch viel mit Gesten und Mimik. Er liebt Experiment und muss alles anfassen. Für motorische Lerntypen ist es eine Kraftanstrengung, länger als eine halbe Stunde am Stück am Schreibtisch sitzen zu müssen.
Lernhilfen: (rhythmische) Bewegungen, Nachmachen, Gruppenaktivitäten, Rollenspiele
Lernen durch Gespräche – Der kommunikative Lerntyp
Der kommunikative Lerntyp lernt am besten, indem er Fragen stellt, Antworten gibt oder Standpunkte diskutiert. Der Austausch und die Unterhaltung mit anderen ist sein Lernelixier. Auf diese Weise versteht er am besten Zusammenhänge und Bedeutungen. Er bringt sich gerne aktiv in den Unterricht ein und lernt am liebsten in einer Gruppe von Gleichgesinnten, mit denen sie sich über den zu lernenden Stoff austauschen können.
Kommunikativen Lerntypen fällt es sehr schwer, alleine zu lernen.
Lernhilfen: Dialoge, Diskussionen, Lerngruppen, Frage-Antwort-Spiele
Wie lernt jeder Lerntyp am effektivsten? – Lerntipps für jeden Typ
Nachdem wir jetzt wissen, welche Lerntypen es gibt, hier für jeden Lerntyp noch ein paar praktische Lerntipps:
Wenn Ihr zum auditiven Lerntypen zählt, helfen Euch die folgenden Tipps beim Lernen:
- Lest Texte laut! Was Ihr im Stillen lest, bleibt bei Euch nicht so gut hängen. Das ist besonders hilfreich beim Vokabeln lernen!
- Vielen auditiven Lerntypen hilft es, Selbstgespräche beim Lernen zu führen. Das geht vom Erklären einer Aufgabe bis zum trällern eines ausgedachten Liedes zum Lernstoff.
- Nehmt Euch Eure eigenen Lernkassetten oder mp3s auf! Ihr sprecht den Lernstoff zum einen laut aus, zum anderen erklärt Ihr den Lernstoff, was Euch zusätzlich beim Lernen hilft. Anschließend könnt Ihr den Lernstoff so oft hören, bis Ihr ihn verinnerlicht habt.
- Achtet beim Lernen immer auf eine angenehme Geräuschkulisse. Je nach Veranlagung kann Musik das Lernen unterstützen – solange es sich nicht um störende Geräusche handelt!
Wenn Ihr ein visueller Lerntyp seid, könnt Ihr Euch folgendermaßen selbst unterstützen:
- Schreibt im Unterricht so viel wie möglich mit! Was von den Erklärungen eurer Lehrer nicht hängen geblieben ist, könnt Ihr zu Hause in Ruhe nochmals nachlesen.
- Malt euch Skizzen, Mind-Maps, Diagramme! Stellt den Stoff in Bildern dar. Ihr versteht so die Zusammenhänge viel besser und könnt Euch leichter erinnern, denn Ihr habt den Lernstoff in Bildern abgespeichert.
- Sucht in Lehrbüchern oder im Internet Bilder oder sonstige Veranschaulichungen zum Thema! Zu fast jedem Lernstoff hat das Internet Bilder zu bieten!
- Karteikarten eignen sich für Euch besonders gut zum Lernen vor allem beim Lernen von Vokabeln. Viele Karten mit jeweils nur einer Vokabel lassen sich besonders gut lernen. Wenn Ihr außerdem kleine Bildchen auf die Karteikarten malt, könnt Ihr Euch die Vokabeln noch besser merken.
- Schreibt den Stoff in euren eigenen Worten auf! Nicht nur lesen, auch schreiben hilft visuellen Lerntypen beim Lernen.
- Bastelt euch eigene Lern-Poster, auf denen Ihr den Lernstoff zusammenfasst. Hängt diese an Stellen auf, an denen Ihr besonders häufig seid – zum Beispiel neben dem Bett oder im Badezimmer. So lernt Ihr sozusagen nebenbei!
Wenn Ihr zum motorischen Lerntypen zählt, können Euch die folgenden Tipps weiterhelfen:
- Versucht, Euch Lernmaterialien zum Anfassen zu besorgen! Das können Experimentierkästen oder Modelle sein, aber auch Scrabble-Steine, um Grammatik, Vokabeln oder Rechtschreibung zu lernen
- Ladet eure Freunde zum Lernen ein und bastelt oder baut Euch anschauliches Lernmaterial. Auch Rollenspiele helfen Euch bestimmte Sachverhalte zu lernen.
- Spielt mit dem Lernstoff! Versucht, so viele Dinge aus dem Unterricht in Eure Freizeit einzubauen!
- Bewegt Euch beim Lernen! Lauft im Zimmer auf und ab, wiederholt dabei den Lernstoff und ergänzt ihn durch Gesten und Mimik. Gebt euren Händen etwas zu tun, spielt nebenher zum Beispiel mit einem Ball oder dreht einen Stift zwischen den Fingern.
Wenn Ihr zum kommunikativen Lerntyp zählt, helfen die folgenden Tipps:
- Lernt, wenn möglich, nicht allein! Ladet Freunde ein oder lernt mit Euren Eltern und Geschwistern. Erklärt ihnen das Problem und versucht, gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden.
- Spielt Rollenspiele (gebt zum Beispiel ein Interview), in denen Ihr über einen bestimmten Lernstoff sprecht. Versucht dabei, das Thema so umfassend wie möglich zu besprechen.
- Redet mit Freunden über den Lernstoff – am besten noch vor den Hausaufgaben. Diskutiert und erarbeitet Euch gemeinsam das Thema. Sprecht über alle Punkte, die Euch zum Thema einfallen.
- Spielt ein Quiz! Überlegt Euch Fragen zu einem bestimmten Thema, schreibt sie auf Karten und spielt dann mit euren Freunden z.B. „Wer wird Millionär?“ So macht Lernen richtig Spaß.
Jeder sollte seinen Lerntyp kennen
Wenn Ihr Euren Lerntyp kennt und die entsprechenden Lerntypen-Tipps berücksichtigt, werdet Ihr schneller, leichter und erfolgreicher lernen. Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Euch auch an das Gelernte erinnert, wenn Ihr es braucht.
Wie aber finde ich heraus, welcher Lerntyp ich bin?
Ganz einfach: Macht einen Lerntypen-Test. Über den folgenden Link kommt Ihr auf eine Seite, wo Ihr diesen Test kostenlos machen könnt!
Übrigens, niemand lernt mit nur „einem Sinn“. Wir sind sinnliche Wesen und erleben die Welt immer mit allen Sinnen.
Je mehr Sinne wir beim Lernen aktivieren, desto besser werden wir den Lernstoff verinnerlichen und auch wieder abrufen können. Versucht also, unabhängig davon, welcher Lerntyp Ihr seid, möglichst viele Sinne in den Lernprozess mit einzubeziehen. Je mehr Sinne beim Lernen beteiligt sind, desto besser verankern wir den Lernstoff und desto besser erinnern wir uns.
Die Lernforschung hat folgende Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von Informationen und Erinnern herausgefunden:
Wenn wir Lernstoff
- nur hören, behalten wir uns gerade einmal 20%
- nur sehen, 30%
- sehen und sören, behalten wir immerhin schon 50%
- sehen, hören und diskutieren, 70%
- sehen, hören, diskutieren und tun/ schreiben bleibt 90% davon in unserer Erinnerung.
Ihr seht also, ob Ihr in Schule, Studium oder Seminaren etwas schnell oder langsam lernt, hat nicht nur etwas mit Eurer Intelligenz zu tun, sondern auch damit, auf welche Art und Weise der Lernstoff präsentiert wird und welcher Lerntyp Ihr seid
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